
Nicht alle Uhren gehen gleich.
Manche ticken laut, andere leise.
Manche eilen, manche zögern.
Manche zeigen die Zeit,
andere die Erinnerung.
Und manche –
zeigen gar nichts mehr,
und sind doch voller Bedeutung.
Es ist nicht nur das physische sich drehen der Zeiger, die Einstellung,
es ist die Zeitwahrnehmung,
über das Auseinanderfallen von innerer und äußerer Zeit, über das Altern, das Erinnern, das Vergehen.
Jeder Mensch hat seinen eigenen Lebensrhythmus ,
lebt, liebt, leidet in einem anderen Takt.
Wir nehmen Zeit nicht wahr –
sie nimmt uns.
Im Ticken der Uhr,
im Wachsen der Falten,
im Verblassen der Stimmen,
im Aufleuchten eines Blicks.
Zeit ist kein Strom,
sie ist ein Echo.
Manchmal ein Flüstern,
manchmal ein Schlag.
Sie geht nicht –
sie bleibt in uns,
als Geruch,
als Geste,
als Schatten auf der Wand.
Philosophisch gesehen ist Zeit kein Ding, sondern eine Ordnung der Veränderung.
Augustinus sagte: „Was also ist Zeit? Wenn mich niemand danach fragt, weiß ich es;
will ich es einem Fragenden erklären, weiß ich es nicht.“
Wir erleben Zeit oft rückwärts – durch Erinnerung.
Vergangenheit wird zur inneren Landschaft, Zukunft zur Projektion, Gegenwart zum flüchtigen Übergang.
Der Körper ist unser Taktgeber.
Müdigkeit, Hunger, Altern – sie rhythmisieren unser Leben jenseits der Uhrzeit.
Würden wir Daniel Defoes Robinson auf einer Insel jenseits der Zivilisation leben, wäre das Wahrnehmen von Zeit an den Wechsel von Tag und Nacht gebunden.
Die Tage müssten wir als Kerben ins Holz schnitzen, um einen zeitlichen Rahmen zu verifizieren.
Abgesehen von Zeit in Bezug zu Zeitzonen, hängt die Zeitwahrnehmung von vielem ab.
Uhren sind nur das Visualisieren von dem Empfinden dass zwischen dem was war und dem was kommt etwas liegt.
Uhren sind keine Zeit.
Sie sind ihre Maske.
Ein Ziffernblatt, das vorgibt,
die Stille zwischen zwei Atemzügen zu messen.
Wir glauben, Zeit sei das,
was zwischen zwei Zahlen liegt.
Doch in Wahrheit liegt sie
zwischen zwei Blicken,
zwei Erinnerungen,
zwei Möglichkeiten.
Zeit ist das,
was sich nicht zeigt,
aber alles durchdringt.
Ein Spalt zwischen dem,
was war –
und dem,
was noch nicht ist.
Wir tragen sie in uns,
nicht am Handgelenk.