
Das langsame Werden des Lebens schenkt uns Einsichten, die im flüchtigen Takt des Alltags verborgen bleiben. Die Tage sind laut, fordernd, voller Bewegung – sie drängen uns zum Tun.
Doch die Jahre, sie lehren uns das Sein.
Sie sind die Geduld der Zeit, die uns lehrt, was wir im Moment nicht fassen können.
Sie zeigen uns, wie Schmerz sich wandelt, wie Freude sich vertieft, wie das Dahinter – jenes schwer Fassbare – langsam Kontur gewinnt.
Die Jahre lehren, was die Tage nicht wissen.
Nicht laut, nicht eilig –
sie schleifen die Seele wie Wasser den Stein,
bringen Tiefe in das,
was einst nur Oberfläche war.
Die Tage rufen zum Tun,
doch die Jahre lehren das Lassen.
Sie zeigen,
dass Erkenntnis nicht im Licht entsteht,
sondern im Schatten,
wo Zeit sich sammelt
und Bedeutung langsam wächst.
Was gestern flüchtig war,
wird heute Wurzel.
Was heute schmerzt,
wird morgen Sprache.
Und was wir nicht verstehen,
wird vielleicht das,
was uns trägt.