Geschichten die das Leben schreibt.

„Geschichten, die das Leben erzählt“ klingt wie der Titel eines Buches, das nicht geschrieben, sondern gelebt wird.

Jede Falte im Gesicht, jeder Kieselstein auf dem Weg, jede zufällige Begegnung – alles wird zur Erzählung,

wenn man mit wachen Sinnen durch die Welt geht.

Das Leben bietet uns unzählige Varianten.

In der Straßenbahn, die Menschen sitzen da, unfreundlich, die meisten auf ihr Handy starrend, spricht man sie an, erschrecken sie.

Andere sind rücksichtlos rempeln einem an.

Beim Weg von einer Zugverbindung zur anderen rennen einem Menschen, die wie gehetzt blind daher rennen, fast um.

Dann wieder etwas ganz anderes. Eine Gruppe aus einem anderen Land ist gut drauf, macht Witze und integriert einem gleich in ihr geschehen.

Man kann alle Nuancen des Lebens und der Schicksale erleben, und jede Begegnung schreibt ihre Geschichte

Ein Mosaik aus Momenten – ein urbanes Palimpsest, in dem sich Gleichgültigkeit und Wärme, Entfremdung und spontane Nähe überlagern.

Es ist, als würde die Straßenbahn selbst zur Bühne eines ungeschriebenen Dramas, in dem jeder Fahrgast eine Rolle spielt, ob bewusst oder nicht.

Die Frage: Darf ich fragen aus welchem Land sie kommen, hat oft zur Folge dass man feststellt gemeinsame Bezugspunkte zu haben.

„Zwischen zwei Haltestellen“

Manchmal ist die Straßenbahn ein Aquarium aus Glas,
gefüllt mit Blicken, die sich nicht begegnen wollen.
Die Menschen starren in ihre Hände,
als läge dort das Versprechen auf ein anderes Leben.
Spricht man sie an, zucken sie zusammen –
als hätte man ein unsichtbares Gesetz gebrochen.
Ein Rempler, ein hastiger Schritt,
und schon ist man wieder allein
inmitten der Menge.

Doch dann, ein Lachen.
Eine fremde Sprache, die wie Musik klingt.
Eine Gruppe, die sich nicht schämt, zu leben.
Sie reichen dir ein Stück ihres Moments –
und plötzlich bist du Teil eines Festes,
das du nicht geplant hast.

So fährt die Bahn weiter,
durch Städte, durch Stimmungen,
durch Geschichten,
die sich nicht aufhalten lassen.

Dann im Zug ein kleines Kind dass aus vollem Herzen einfach vor sich hin singt.

Ein anderes, daß immer “Oder, oder” sagt, monoton wiederholend. Nach jedem Satz “Oder, oder”.

Der Grund ganz einfach. Die Mutter hatte es immer gefragt, magst Du den Brei, oder lieber das oder jenes, und, so hat das Mädchen das “Oder” wiederholt.

Genau das ist es , was das tägliche Leben so reichhaltig und wertvoll macht:

Das Sammeln dieser Splitter, das Aufspüren des „Dahinter“ in der flüchtigen Begegnung.

Eine Frau sitzt gegenüber, hat ein T Shirt an, das ein blutendes Schottland zeigt, mit der Aufschrift “Bloody Scotland” . Auf die Frage wie sie dazu kommt, die Antwort. Sie ist Krimi Autorin. Aus dem Gespräch wird eine Bekanntschaft.

Menschen öffnen sich, wenn sie merken, dass andere auch offen sind, und die Geschichten nehmen ihren Lauf.

Würden doch lieber alle Menschen aufeinander zu gehen und ihre Geschichten austauschen, statt sich hinter irgendwelchen Kulissen ihres Seins zurückziehen.

Leave a comment