
Die Zentrifuge des Seins, eine, die manchmal alles durchwirbelt, bis man kaum noch weiß, wo oben oder unten ist.
Das Gefühl, „neben der Spur“ zu leben, kennt wohl jeder, nur spricht man selten offen darüber.
Manchmal ist es nicht eine „falsche Spur“, sondern schlicht eine, die sich anders anfühlt als erwartet.
Wege sind selten gerade – sie winden sich, überlappen, verschwinden kurz und tauchen wieder auf.
Vielleicht ist es nicht das Abbiegen, das zählt, sondern ob man dabei sich selbst verliert oder wiederfindet.
Beruf, Normen, gesellschaftliche Erwartungen kleben an einem wie feuchter Asphalt an den Schuhen.
Es braucht viel Kraft, um sich davon zu lösen, wenn überhaupt.
Aber selbst in der Zentrifuge kann man kurze Momente der Klarheit spüren.
Und manchmal… reicht ein einziger Gedanke, ein Gespräch, eine Begegnung, um etwas in Bewegung zu bringen.
„Neben der Spur“ klingt beiläufig , trägt jedoch ein tiefes Unbehagen mit sich.
Ein Zustand, in dem man funktioniert, liefert, erfüllt – und dennoch das Gefühl hat, nicht wirklich dabei zu sein. Ein Lebensweg, der abweicht von dem, was man im Innersten ersehnt.
Eine Spur, die sich im Lärm der Welt verloren hat.
Ist eine falsche Abzweigung ein Irrtum, ein unvorteilhafter Schritt, ein zu frühes oder zu spätes Abbiegen?
Das Leben bietet keine exakte Navigation, kein „Sie haben Ihr Ziel erreicht“.
Oft wählt man Wege, die von Erwartungen, gesellschaftlichen Konventionen oder ökonomischen Notwendigkeiten geprägt sind.
Die eigenen Wünsche verschwinden leise im Schatten der Verpflichtungen. Was bleibt, ist ein nagender Zweifel: War das mein Weg – oder nur der scheinbar richtige?
Die Zentrifuge des Seins weist eine Dynamik auf, eine Bewegung, die man nicht mehr selbst steuert.
Der Alltag schleudert einen durch Zeit und Raum – Termine, Verantwortung, Beruf, soziale Rollen.
Es ist eine innere Zentrifuge, die rast und wirbelt, bis man kaum noch erkennt, was einen antreibt.
Selbst wenn man innehält, dreht sich die Maschine weiter.
Der Ausstieg scheint nur möglich, wenn sie zum Stillstand kommt – aber wer stoppt sie?
Normen und Erwartungen kleben wie festes Harz.
Berufliche Rollen, familiäre Verpflichtungen, die subtilen Codes der „Normalität“ halten uns in Position.
Jeder Versuch, sich zu lösen, wirkt wie ein Akt der Rebellion.
Doch wer ausbricht, wird oft nicht gefeiert, sondern irritiert beäugt.
Selbstverwirklichung klingt schön – doch ihre Umsetzung bedeutet oft Konflikt und Mut zur Entfremdung.
Doch inmitten der Rotation gibt es Momente der Klarheit: ein Gespräch, ein Text, ein Traum, der sich beharrlich meldet.
Diese leisen Signale sind Wegweiser, keine fertigen Karten.
Der Weg, wieder in die eigene Spur zu finden, erfordert nicht den perfekten Plan, sondern den ersten Schritt: das Fragen, das Zweifeln, das Lauschen auf die eigene innere Stimme.
„Neben der Spur“ zu sein, ist kein Scheitern.
Es ist ein Zeichen, dass man spürt, dass da mehr sein könnte – mehr Lebendigkeit, mehr Wahrheit.
Vielleicht ist das echte Leben nicht das reibungslos laufende Gleis, sondern das Stolpern, das Suchen, das Wiederfinden.
Und manchmal hilft einem das Schicksal, in dem es einem aus der Zentrifuge fallen lässt.
Und vielleicht beginnt echte Bewegung erst, wenn man bereit ist, die Zentrifuge anzusehen – und ihr langsam die Kraft zu entziehen.

aus der Zentrifuge gefallen
Original HPH, signiert
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