Im Konglomerat des Seins

„Ich bin kein Zentrum, kein Ursprung.
Ich bin ein Konglomerat—
aus Blicken, die mich trafen,
aus Straßen, die mich trugen,
aus Worten, die ich nie sprach.
Mein Sein: ein Sediment aus Tagen,
durchzogen vom Dahinter.“

Ein Sediment aus gelebten Fragmenten, widersprüchlichen Impulsen, urbanen Miniaturen und der täglichen Praxis des Widerstands.

Ein Konglomerat ist ein Gestein aus verschiedenen, oft abgerundeten Fragmenten—ein Bild für das “Ich “als Vielheit, als Sammlung disparater Erfahrungen, Rollen, Erinnerungen, Masken, Verletzungen, Träume.

Es verweigert die Idee eines homogenen Selbst und feiert stattdessen die Vielschichtigkeit.

Nicht „das Selbst“ im essentialistischen Sinn, sondern das „eigene Sein“—ein Prozess, ein Werden, ein In-der-Welt-Sein im heideggerschen Sinne.

Es ist nicht abgeschlossen, sondern durchlässig, verwoben mit Zeit, Ort, Anderen.

Und mit manchen Menschen besonders, denn dann ist das Ich nicht Zentrum, sondern Durchgang —ein Resonanzraum für das „Wir“, das sich in Begegnung, Mitgefühl und Liebe entfaltet.

Die Liebe als Wunderwirkerin—nicht im romantischen Kitsch, sondern als schöpferische Kraft, die das Ich durchlässig macht, verletzlich, offen.

Und genau darin liegt vielleicht das Glück: nicht im Besitz, sondern im Teilen, nicht im Haben, sondern im Sein-mit.

„Wenn das Ich sich neigt,
entsteht Raum für das Wir.
Und in diesem Raum
wächst das Wunder:
Liebe,
die nicht fragt,
sondern trägt.“

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